Inklusion? Inklusion!

Vor einigen Jahren veröffentlichten die Vereinten Nationen eine Konvention über die Rechte von Behinderten, an der auch Autoren aus Deutschland mitarbeiteten. Üblicherweise haben Vereinbarungen, die die Mitgliedsstaaten untereinander treffen, faktisch den Charakter von Gesetzen.

Das reichte aber einigen Menschen in Deutschland nicht. Speziell den Sozial- und Kultusbehörden war eine schlichte Konvention nicht bindend genug.
„UN? Die sollen sich um die hungernden Negerkinder kümmern“, und ähnliche, noch inkorrektere Sprüche waren zu hören. Also musste ein Gesetz her. Die damalige Große Koalition verabschiedete dieses Gesetz und es wurde durch den Bundesrat bestätigt.

Jetzt war das Gesetz da und was passierte? Nichts. Der deutsche Beamtenapparat benötigte erst einmal eine Vorgabe der inzwischen schwarz-gelben Bundesregierung, wie denn diese Konvention umzusetzen sei. Diese reagierte auch fast sofort. In der ganzen Republik schossen Gremien und Arbeitsgruppen aus dem Boden, die sorgfältig darüber nachdachten, wie denn eine Arbeitsgruppe beschaffen sein müsste, die der Regierung entsprechende Vorschläge erarbeiten könne.

In der Zwischenzeit tat sich ein weiteres, gewaltiges Problem auf: Es gab Menschen, deren Eltern in Ländern geboren waren, in denen eine andere Sprache gesprochen wurde. Dann gab es Menschen, die ihre Augen, Ohren oder andere Körperteile nicht benutzen konnten. Andere hatten unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten. Und die sollten jetzt zusammen mit denen in einen Topf geworfen werden, die in Farbe, Sprache und Funktion der allgemein gültigen Norm entsprachen.

Aber nicht mit uns! Hier in dieser unserer Republik herrscht Ordnung. Bevor hier irgendetwas passiert, muss das erst einmal in der richtigen Schublade abgelegt, etikettiert und beschriftet sein!
So wurden aus den Deutschen, deren Eltern aus einem anderen Kulturkreis kamen, „Menschen mit Migrationshintergrund“.
Diejenigen, die nicht über alle Körperfunktionen verfügten, wurden in der Schublade: „Menschen mit Behinderung“ abgelegt. Nach und nach kamen in diese Schublade noch die Fächer „Mobilitätseinschränkung“ und „Lernschwäche“, die dann noch weiter unterteilt wurden. Dass es sich bei all den einsortierten Objekten um denkende und fühlende Menschen handelte, das war ein unerhebliches Detail.

Jetzt konnte das große Projekt angegangen werden. Menschen mit Migrationshintergrund konnten jetzt integriert werden. Für die Integration von Menschen mit Behinderung wurde der bisher kaum verwendete Ausdruck „Inklusion“ bestimmt.

In der Zwischenzeit geschah etwas Unerwartetes. Eltern, die sich von der Straße oder vom Einkaufen her kannten, Nachbarn, deren Kinder miteinander spielten, brachten diese in die nächstgelegenen Kindergärten und Schulen. Ganz natürlich und ohne Regularien kamen Kinder mit den unterschiedlichsten Talenten zusammen und es funktionierte. Im Gegenteil – von dieser Vielfalt profitierten alle.

Blinde, Muslime, Griechen, Gehörlose, Juden, Kinder mit Down-Syndrom, Katholiken, Rothaarige, Brillenträger – alle waren Kindergarten- oder Schulkinder. Und Kinder haben eins gemeinsam: Sie sind von Grund auf neugierig. Das Andersartige abzulehnen, dazu müssen sie erst erzogen werden.

Sie waren fasziniert davon, wie andere fehlende Funktionen kompensierten. Der Klang anderer Sprachen, die Rollstühle, Hörgeräte und Zahnspangen, die vielen anderen Talente – eine bunte, vielfältige Welt öffnete sich, in der sich täglich Neues entdecken ließ.

Betriebe bildeten Jugendliche mit unterschiedlichen Talenten aus oder stellten Fachleute ein, die sich auf unübliche Weise fortbewegten. Das alles ohne gesetzliche Vorschriften.

Dieses regellose Chaos war einigen natürlich ein Dorn im Auge. Wenn alle durcheinander wuseln, wie soll man denn die erkennen, die etwas Besseres sind?

Einmal aufmerksam gemacht, liefen die staatlichen Büroklammerzähler spontan zur Höchstform auf. Sonderschulen, integrative Kindergärten, Vorschulen mit besonderem Sprachangebot – wie viele neue Schubladen und Abschiebemöglichkeiten taten sich da doch auf. Begeistert wurden neue Verordnungen und Dienstanweisungen geschaffen, um zu Sortieren, zu Selektieren, zu Diskreminieren, sprich: zu Unterscheiden. Und wer sich in kein Raster einsortieren ließ, wurde auch schon mal als erwerbsunfähig begutachtet. Dafür gab’s eine ganz große Schublade, mit eigenem Sozialgesetzbuch. Problem gelöst.

Bald sind alle wieder einsortiert – in den passenden Sonderschulen und -Kindergärten, Blindenheimen, Verwahranstalten für Mehrfachbehinderte und was da sonst noch den Papiertigern und ihren Lobbyisten einfällt. Dann kann endlich geplant werden, wie all diese besonderen Menschen in eine inklusive Gesellschaft zusammengeführt werden. Sonderfall für Sonderfall werden der Reihe nach abgearbeitet. Es gibt ja noch so viel zu bedenken und zu kalkulieren. Nicht zuletzt, wie die individuellen Spezialisten ausgebildet sein müssen, die diesen großen Plan dann realisieren.

Ein anspruchsvolles Projekt, das, richtig geplant, Generationen beschäftigen und in Lohn und Brot halten wird.

Oder man fragt einfach die, die ganz aus Versehen durch dieses Raster geschlüpft sind. Das sind die, denen man vergessen hat, zu sagen, das sie gefälligst auf die Vorschriften zu warten haben. Fragen wir die, die nicht wussten, das das gar nicht funktioniert und die schon lange die Grundfeste einen inklusiven Gesellschaft zementieren.

Die haben keinen Namen dafür. Die nennen das: „Sich gegenseitig akzeptieren“ oder „Sich gegenseitig unterstützen“. Fragt man die nach Gesetzen, dann sagen die: „Wieso? Steht doch alles im Grundgesetz?“ Oder in den 10 Geboten. Oder im Koran, der Thora oder den Lehren des Buddha. „Vertragt euch, akzeptiert den anderen so, wie er ist und helft den Schwächeren“, je nachdem ein bisschen anders formuliert, aber vom Sinn her steht es überall drin.

Wir können darauf warten, dass die Inklusion gesetzlich verordnet wird.
Wir können versuchen, sie in die Köpfe der Menschen zu bringen.
Oder wir schauen in die Herzen der Nachbarn, Schulleiter und Unternehmer, die die Inklusion schon erfolgreich praktizieren. Die nennen das bloß anders, nicht Inklusion.

Die wartet nämlich immer noch auf die gesetzlichen Vorgaben …

 

 

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Pflegende Angehörige – die Unsichbaren an unserer Seite

Viel wurde geschrieben über Mütter und Väter, die sich für ihre behinderten Kinder aufopfern – vom Tag ihrer Geburt an.
Kinder sorgen für ihre Eltern, still und ohne zu klagen.
Innerhalb von Familien ist das selbstverständlich. Dies sieht die Gesellschaft so, der Gesetzgeber, unser ganzes Sozialwesen.
Langsam, ganz langsam setzt sich der Gedanke durch, dass solches Engagement ganz und gar nicht selbstverständlich ist. Schließlich geben unsere Angehörigen einen großen Teil ihres Lebens dafür auf, damit wir so etwas, wie ein Leben führen können.

Liebe Angehörige,
wir empfinden das als ganz und gar nicht selbstverständlich. Das Opfer, das ihr für uns bringt, ist uns jedes einzelne Mal aufs Neue bewusst. Jede Art von Dank sähe gegen die Größe eures Opfers einfach nur schäbig aus. Deswegen tun wir so, als wäre das alles für uns selbstverständlich.
Und deswegen möchte ich mich für alle, die von ihren Angehörigen gepflegt werden, dafür bei euch bedanken. Nein, ich möchte es nicht nur, ich tue es: Danke!

Eine Gruppe von pflegenden Angehörigen fiel bisher meistens durch jedes Raster. Das sind die Partner, die sich plötzlich vor das Problem gestellt sehen, dass die Person, mit der sie den Rest ihres Lebens verbringen wollten, ein Pflegefall ist. Das ist kein Kind, das schon lange krank ist, keine Eltern oder Großeltern, denen es nicht mehr so gut geht.
Von einem Moment auf den anderen ist der Mensch, auf der ein Teil des eigenen Lebens aufbaut, von einem abhängig. Er muss gewaschen werden, vielleicht sogar gefüttert. Dinge, die er bisher selbst im Bad erledigt hat, finden vor den Augen des Partners statt.
Mit ein bisschen Glück gibt es noch eine Einweisung von der behandelnden Klinik.
Und dann ist man zu Hause.
Zu Hause mit der Person, auf die man sich bisher verlassen konnte und man muss einfach nur funktionieren.

Das eigene Befinden gerät komplett in den Hintergrund. Ja vielleicht wurde man selbst verletzt, als sich das Leben des Partners so abrupt änderte. Dass das eigene Leben genauso brutal zu Ende ging, so wie es eben noch war, das interessiert keinen. Im Gegenteil, immer nur wird gefragt: „Wie geht es ihm denn? Wie geht es ihr denn?“
Die wichtigste Frage stellt keiner: „Wie geht es dir?“

Man selbst ist quasi unsichtbar. Ein Hilfsmittel, Rollstuhlschubser, Blindenführer, Funktion.

Liebe Freunde, wenn ihr jemanden trefft, der oder die von ihren Partnern begleitet wird, dann fragt doch einfach mal die Partner, wie es ihnen geht.
Man erwartet von ihnen, selbstverständlich zu funktionieren, sieht nur die Behinderung des einen.
Unsere Partner sind genauso behindert. Ihr Leben hat sich genauso drastisch verändert. All die Wünsche, all die Pläne – vergangen, für beide. Allein gelassen mit sich selbst, im Schatten der Behinderung des Partners verschwunden – und keinen interessiert’s.

Liebe Freunde, die Person, die sich da an meinem Rollstuhl festhält, ist kein sich von selbst bewegendes Hilfsmittel. Es ist meine Frau, die aus eigener Entscheidung bei mir geblieben ist und dieses neue Leben mit mir teilt. Mit allen Höhen und Tiefen.
Und ganz plötzlich bekommt ein Satz die tiefe Bedeutung zurück, den so viele von uns einmal gesagt haben, ohne groß darüber nachzudenken: “ … in guten, wie in schlechten Zeiten …“.

Ob Partner, Elternteil, Kind, Enkel – Sag mal, wie geht es dir eigentlich?

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Erst die Synagogen, dann die Moscheen?

Ich hab schon eine Weile nichts mehr gebloggt, aber jetzt?
Leute, ich hab echt Angst. Vor Kurzem jährte sich die „Reichskristallnacht“ zum 75. mal.
Ein dunkles, wenn nicht das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Haben wir denn gar nichts gelernt?

Eine hessische Kita nennt das St. Martins-Fest „Sonne, Mond und Sterne-Fest“. Intern, wohlgemerkt, weil die Kinder sich darunter eher etwas vorstellen können. Was diverse Revolverblätter verleitet, laut den Niedergang unserer traditionellen Werte zu verkünden.

Das wiederum verleitet ein paar politische Hinterbänkler, diesen Gedenktag generell umzubenennen. Andersgläubige, speziell Muslime, könnten sich ja durch den christlichen Hintergrund provoziert fühlen.

Dass es sich bei St. Martin nicht um einen Heuschrecken futternden Wanderprediger handelte, sondern um einen römischen Legionär, der seinen Umhang mit einem frierenden Bettler teilte, scheint diesen Menschen entgangen zu sein.

Dieser Akt der Nächstenliebe entspricht übrigens voll und ganz dem muslimischen Gebot der Barmherzigkeit. Was also soll Muslime daran provozieren?

Ein Ortsbeirat in Berlin entscheidet sich dafür, auf öffentlichen Plätzen in diesem Ortsteil keine religiösen Feste mehr zuzulassen. Das Viertel ist ein sozialer Brennpunkt, an dem Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen eng zusammen wohnen. Die Stadteilverwaltung versucht, auf diesem Weg Streitpunkte zu vermeiden. Das ist an sich ein löbliches Unterfangen. Feste von Liebhabern von Techno-Musik und Feste von sexuell unüblich orientierten Menschen sind immer noch zugelassen.

Was aber wird dadurch erreicht? Diejenigen, die gerne mit nationalen Begriffen aufwarten, bekommen frei Haus Argumente geliefert, um den Unentschlossenen einen leicht verdaulichen Weg in die komplett falsche Richtung aufzuzeigen.

„Erst nehmen sie uns die Arbeitsplätze weg, dann schmarotzen sie im sozialen System und jetzt wollen sie uns noch unseren Glauben nehmen?“ Vor Jahren erreichte ein gewisser Herr Goebbels mit einer ganz ähnlichen Argumentation ungeahnte publizistische Erfolge. Was daraus wurde haben wir alle in der Schule gelernt, jedenfalls die, die da waren. Wir müssen nur der Berichterstattung ein paar Worte über einen alten islamistischen Hassprediger voranstellen und schon ist der Sinn des ganzen Berichts verdreht.

Damals brannten die Synagogen. Die ersten Stimmen werden laut, diesmal wären die Moscheen dran. Selbst Menschen, die ich als gemäßigt kenne, denken darüber nach, die Muslime nach Hause zu schicken.

Hallo? Die Muslime, von denen hier gesprochen wird, sind hier geboren und aufgewachsen – die sind bereits zu Hause, und zwar genau hier!

Merkt denn hier niemand, dass sich nur ein paar gewissenlose politische Hinterbänkler profilieren wollen? Nein, die kommen nicht von der rechten Seite, im Gegenteil! Noch vor Kurzem haben sie beispielsweise verlangt, die Nationalisten zu verbieten.
Jetzt müssen sie nur genügend bildungsresistente Nachplauderer in die Arme der Rechten treiben, dann können sie in Ruhe zusehen, wie die für sie die Drecksarbeit erledigen. Und auch das müssen sie nicht selbst tun, dafür melden sich gerne ein paar so genannte Journalisten, denen die Auflage wichtiger ist, als die gewissenhafte Recherche.

Zeigen wir diesen geistigen Dünnbrettbohrern, dass wir auf ihre Versuche, sich auf unsere Kosten zu profilieren, nicht herein fallen.

Wir wollen unsere Traditionen weiter pflegen, wollen unsere so lang verleugnete gemeinsame Identität nicht schon wieder unter Stiefeln zertrampelt sehen.

Aber eins werden diese verblendeten Agitatoren nicht verstehen: Ob wir jetzt Gott sagen, Allah, Jahwe, Jehova, Manitu oder uns als Freidenker bezeichnen – Ob manche von uns nicht hören, sehen oder laufen können, wir alle sind in erster Linie Menschen. Menschen, die in Frieden miteinander unsere gemeinsame Zukunft gestalten und dabei unsere individuellen Traditionen pflegen möchten.

Und ob mein Nachbar einen Turban trägt, Schläfenlocken hat oder aud Rädern daher kommt – Gemeinsam ziehen wir mit unseren Kindern und ihren Laternen durch die Straßen und singen das Lied von Sonne, Mond und Sternen.
Und wenn unsere Kinder mit glänzenden Augen und tropfenden Nasen wieder ins Warme kommen, dann wissen wir eins: Diese Kinder werden keinen Menschen für weniger wertvoll halten, nur weil er Dialekt spricht, eine andere Hautfarbe hat, oder andere Kleidung trägt.
Ganz unpolitisch, weil sie diese anderen Menschen schon aus dem Kindergarten kennen und sich gegenseitig vertrauen.

Extremismus, ob von links oder rechts, ob religiös geprägt oder aktuelle Themen übertreibend – Extremismus führt immer in die falsche Richtung. Lasst uns nicht schon wieder auf dieselben Argumente hereinfallen. Beweisen wir uns und der Welt, dass wir aus der Geschichte gelernt haben.

Lasst uns unsere Traditionen behalten und die unserer Nachbarn als Bereicherung unserer gemeinsamen Kultur annehmen. Wer schon seit Generationen mit mit Tür an Tür lebt, ist schon lange kein Fremder mehr.

 

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Barrierefrei? Schilda ist überall!

Im letzten Herbst hat man unser Dorf an das S-Bahn-Netz angeschlossen. 3 S-Bahn-Stationen haben uns die Verkehrsbetriebe spendiert, alle rollstuhltauglich.
In der Stadt bin ich schon mal probeweise mit der S-Bahn gefahren, das ging ziemlich gut. Ein paar Haltestellen hat man ein wenig hochgebaut, so dass man mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator bequem einsteigen kann.

Das passt soweit, denke ich mir. Vor ein paar Tagen sollte ein Christopher Street Day stattfinden. Ich selbst bin zwar überzeugt hetero, aber diesen bestimmt farbenprächtigen Umzug wollte ich mir nicht entgehen lassen. Außerdem gehöre ich streng genommen als Behinderter selbst zu einer diskriminierten Minderheit, die immer noch häufig um ihre Selbstbestimmung kämpfen muss. Da kann man ruhig mal ein wenig Solidarität zeigen.

Die S-Bahn, die bei uns vorbei fährt, hält auch an einer barrierefreien Station in der Stadt. ‚Na prima, da kann ich mich mit ein paar Freunden treffen, das wird bestimmt lustig‘, dachte ich.

Wenn ich schon mal denke. Der Einstieg in die S-Bahn ging super. Die Tür für Rollstühle und Kinderwagen war im ersten Wagen, gleich hinter dem Fahrer. Der sah mich anrollen, öffnete mir die Tür und wartete, bis ich in der Bahn war. Das erste Mal seit meinem Unfall, dass ich wieder alleine mit der Bahn fuhr, ein unglaubliches Gefühl.

In der Stadt angekommen war plötzlich an der Haltestelle, an der ich aussteigen wollte, eine hohe Stufe. Für einen Rollstuhlfahrer unüberwindbar. Glücklicherweise stieg meine Frau, mit der ich verabredet war, schon eine Station früher in die Bahn ein. Als eingespieltes Team konnten wir die Stufe überwinden. Eine Freundin, auch Rollstuhlfahrerin, wollte aus der Gegenrichtung zu uns stoßen. Ihre Bahn wurde wegen des Umzugs umgeleitet. Normalerweise fährt sie einen Elektrorollstuhl. Warum sie sich an diesem Tag für einen Aktivrolli entschieden hat, weiß sie auch nicht mehr. Jedenfalls war es eine weise Entscheidung, denn in ihrem leichten Aktivrollstuhl konnte man sie aus der Bahn heben. Im E-Rolli hätte sie so lange in der Bahn bleiben müssen, bis diese wieder an einer rollstuhltauglichen Haltestelle ankommt.

Das Rätsel der wundersamen Stufenbildung war schnell gelöst. In der Stadt werden auf einigen Strecken so genannte Niederflurwagen eingesetzt. Im Umland verwenden die Verkahrsbetriebe Mittelflurwagen. Das heißt, ich kann entweder in der Stadt mit der Bahn fahren oder um die Stadt herum. Haltestellen, die für alle Wagentypen barrierefrei nutzbar sind, gibt es nicht.

Ich hatte mir immer eingebildet, wenn schon die Verkehrsplaner nicht miteinander reden, dann brauchen sie nur in die entsprechenden Normen zu sehen. Dafür wurden Normen ja geschaffen. Und, siehe da – diese Norm gibt es! Für Niederflurwagen, Mittelflurwagen, Hochflurwagen – für jeden denkbaren Wagentyp gibt es eine Norm und eine Vorschrift, wie die ensprechenden Bahnsteige gestaltet werden müssen, damit sie barrierefrei sind. Alles durch Vorschriften, Normen und Datenblätter geregelt, wie sich das in einem ordentlichen Land gehört. Dass das möglicherweise auch zusammenpassen muss, darüber gibt es keine Verordnung.

Wie der Christopher Street Day war?
Farbenfroh, laut, schrill, ein wenig gewagt – und hat auch für uns Zuschauer einen Heidenspaß gemacht.

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Rollstuhl fahren ist ansteckend

… das scheinen zumindest einige zu glauben. Gestern musste ich zu einer Augenuntersuchung in die Stadt. Kein Problem, der Fahrdienst bringt mich hin und holt mich auch wieder ab. Der Augenarzt hat eine barrierefreie Praxis, nur vor dem Eingang ist eine kleine Stufe, die sich aber mit ein bisschen Hilfe gut überwinden lässt.
Nach der Untersuchung möchte ich vor der Praxis in der Sonne auf meinen Fahrdienst warten und stelle mich im Hauseingang direkt an die Stufe. Irgendwer wird schon vorbei kommen und mir da runter helfen.
Es ist unglaublich, die Menschen, die eigentlich ständig durch diese Tür gehen müss(t)en, sie bleiben einfach aus. Dort stehen sehen mich alle. Manche schlagen einen Bogen und wenden den Blick ab, damit ich ja nicht auf die Idee komme, sie anzusprechen. Andere drehen im letzten Moment ab, so als sei ihnen eingefallen, dass sie ja woanders noch ganz dringend etwas zu erledigen haben. Dann kommt es ganz dick, wörtlich: Ein Mann von bestimmt 130 kg Lebendgewicht mit einem winzigen Hündchen auf dem Arm und einer Frau im Schlepptau will genau dort durch, wo ich stehe. Na prima, denke ich mir, der wird mir bestimmt helfen, damit er durch kann. Wenn ich schon mal denke. Der Dicke marschiert auf mich los, als wäre ich nicht da. Ich glaub’s einfach nicht. Der Typ nimmt mich überhaupt nicht zur Kenntnis. Im letzten Moment rolle ich nach hinten weg und schwenke hinter einen Mauervorsprung. Wie eine Lokomotive stampft der Koloss an mir vorbei. Seine Begleiterin schaut mit einem Schulterzucken zu mir herüber, das man mit viel Wohlwollen als eine Art Entschuldigung interpretieren könnte. Ich rolle wieder in Richtung Tür. Schon steht eine kleine alte Dame mit Krückstock vor mir. Ob ich sie nicht sehen würde. Das wäre eine Unverschämtheit, so im Weg herum zu stehen, keift sie sofort los. Ich komme überhaupt nicht zu Wort.
Ein junger Mann mit einer Umhängetasche kann nicht schnell genug wegsehen. Ich spreche ihn an, bitte um Hilfe.
„Ja, trauen sie mir das denn zu?“
„Kein Problem, ich kippe auf die Hinterräder und fahre selbst die Stufe hinunter, Sie müssten mir nur helfen, die Balance zu halten.“

Eine Minute später stehe ich auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Gebäude in der wärmenden Sonne und bedanke mich. Gerade rechtzeitig, um dem Fahrer zu winken, der mich abholen kommt.
Kommt es mir nur so vor, oder sind die Leute auf dem Land hilfsbereiter?

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Genau so kann es bleiben

Heute habe ich eine kleine Handbiketour den Rheindeich entlang gemacht – traumhaft. Leider kamen ungefähr 10 Millionen rüstige Rentner auf die selbe Idee. Da war ein Verkehr auf dem Radweg, unglaublich.

Ja, der Frühling kommt mit Gewalt. Am Baggersee haben schon die ersten eifrig daran gearbeitet, dass die menschliche Rasse nicht ausstirbt. Aber deswegen einen Umweg fahren? Hab beim Näherkommen ein kleines Liedchen geträllert, damit die merken, dass da jemand kommt. Hat aber niemanden gestört. Mich hat’s daran erinnert, wie ich in dem Alter war. Das breite Grinsen hält sich fast bis ins Dorf. Lassen wir sie’s genießen, so lange es dauert. Alt werden sie von ganz alleine.

Ein Stück weiter höre ich aus einem Vorgarten eine Kinderstimme: „Mama, was ist das denn für ein Ding, das der Mann da fährt?“
„Du wolltset doch immer wissen, was ein Amphibienfahrzeug ist. DAS ist ein Amphibienfahrzeug.“
„Ach Mama, du bist sooo schlau!“
Das lasse ich jetzt einfach unkommentiert so stehen.

Ist sowieso lustig, wenn ich einkaufen „gehe“. Das Handbike kopple ich am Fahrradparkplatz ab und rolle ganz normal mit dem Rollstuhl rein.
Interessant, wer so alles stehen bleibt und sich das Ding von mir erklären lässt.

Oder noch besser, im Eiscafé. Gerade Sonntags, wenn man vor Fahrrädern gar nicht mehr ran kommt. Abkoppeln, reinfahren und so hinsetzen, das man das Bike im Blick hat.
Echt Vergnügungssteuerpflichtig!

Also, von mir aus kann das Wetter so bleiben.

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Barrierefreie Demokratie

Wahlen, der Grundpfeiler der Demokratie – für Menschen mit und ohne Behinderung. Denn wir sind alle gleich. Na jedenfalls mehr oder weniger. Das Wahllokal in meinem Wahlbezirk hat drei wunderschöne rote Sandsteinstufen vor der Tür. Die sind bestimmt denkmalgeschützt. Rampe, Lifter? Fehlanzeige!

Ich genieße es, meine „staatsbürgerliche Pflicht“ zu erfüllen, wie mein Vater immer sagte. Alle Nachbarn treffen sich mit geputzten Schuhen und messerscharfen Bügelfalten auf dem Weg zur Wahlurne. Einer trägt keck einen roten Schal oder eine grüne Mütze. Gelbe Pullover oder schwarze Jacken mischen sich mit violetten Halstüchern. Jeder versucht möglichst unauffällig seine Ausrichtung zu dokumentieren. Ich trage an diesem Tag gerne ein rotes Polohemd zur schwarzen Hose, dazu eine gelbe Strickjacke aus deren Brusttasche vorwitzig ein grünes Einstecktuch lugt.

Da ich ohne Hilfe nicht in das Wahllokal hinein komme, habe ich im Vorfeld das Wahlamt angemailt und nach einer Möglichkeit gefragt, wie ich denn im Rollstuhl wählen könne. Noch am selben Tag erhielt ich eine freundliche Antwort. Ich könne mir einen Wahlschein zusenden lassen, damit wäre die Wahl in allen Wahllokalen meines Wahlkreises möglich. Oder ich entscheide mich für Briefwahl, das könnte ich mir aussuchen. Auf der Homepage meines Wohnortes könnte ich das alles online erledigen.

Zu meiner Überraschung fand ich wirklich ein Online-Formular, in dem ich einen Wahlschein beantragen konnte. Nachdem ich alles ausgefüllt hatte, erschien eine Meldung: „Vielen Dank, Ihre Eingabe wird bearbeitet, Sie erhalten baldmöglichst eine Bestätigungs-E-Mail.

Nach zwei Tagen war zwar immer noch keine Mail da, aber die kompletten Wahlunterlagen fanden sich in meinem Briefkasten. Dabei war eine gute Beschreibung, wie denn dieser Wahlgang in einem anderen Wahllokal stattzufinden habe und eine Liste der barrierefreien Wahllokale in unserem Wahlkreis. Eines liegt sogar direkt neben meinem.

Also machten sich meine Frau und ich nach einem ausgedehnten sonntäglichen Frühstück auf den Weg, um mit frisch gewaschenem Hals barrierefreie Demokratie zu erleben.

Das Wahllokal hat schon mal keine Sandsteinstufen, diese sind aus Marmor. Elegant, aber genauso störend. Hm, wenn in der Broschüre steht, das Wahllokal ist barrierefrei, dann muss es auch eine Möglichkeit geben, mit dem Rollstuhl hineinzukommen. Schon bildet sich eine Traube von hilfsbereiten Menschen, die ich nur mit Mühe davon abhalten kann, in alle möglichen Richtungen an meinem Rollstuhl zu ziehen.

Am Seiteneingang des Gebäudes findet sich dann auch eine Rampe. Vom Parkplatz aus wäre die leicht zu sehen gewesen, hätte ich mich nicht auf das Abenteuer eingelassen, die paar hundert Meter bei dem schönen Wetter ohne Auto hinter mich zu bringen. Das Fahrrad, das quer vor der Rampe abgestellt ist, wird von hilfsbereiten Menschen zur Seite geräumt. Die kleine Stufe an der Rampe lässt sich mit Ankippen und etwas Schwung ebenfalls überwinden und schon finde ich mich oben vor einer Tür wieder, die sich sinnvollerweise nach außen öffnet. Für jeden anderen Rollstuhlfahrer wäre jetzt schon wieder ein akrobatischer Einsatz gefragt, aber nicht für mich. Die Tür ist nämlich abgeschlossen.

So langsam sammeln sich Nachbarn, Passanten und Wahlhelfer, die sich über die Abwechslung freuen. Keine zehn Minuten später ist der Schlüssel für die Seitentür gefunden und ich kann zum nächsten Akt rollen.

Meine Frau hat in der Zwischenzeit in ihrem oder unserem Wahllokal ihre Kreuzchen gesetzt und steht mit grimmigem Gesicht sprungbereit in der Nähe. Je mehr sie sich das Lachen verkneifen muss, desto grimmiger schaut sie aus der Wäsche. Momentan schaut sie, als müsse sie gleich jemanden verhauen.

Nun sitze ich vor einer Gruppe aufgeregt diskutierender Wahlhelfer, die zunächst einmal feststellen, dass ich ja in einem vollkommen falschen Wahllokal bin. Ach!

„Schauen sie mal, ich habe hier einen Wahlschein. Mit diesem Schein kann ich in jedem Wahllokal im Wahlkreis wählen.“

„Ach, Sie wollen Briefwahl machen. Das können sie doch auch von zu Hause aus.“

„Nein, ich möchte keine Briefwahl machen. Ich möchte ganz normal wählen.“

„Ach so, warten Sie, ich mache ihnen Platz.“ Vor einer Wahlkabine wird der Stuhl weggeräumt, ich nehme meinen Wahlumschlag und den Wahlzettel, mache meine Kreuze, tüte das Ganze ein. Mit meinen Wahlunterlagen rolle ich zum nächsten Tisch.

Der Mensch hinter dem Tisch schaut auf seine Wählerliste, auf meinen Wahlschein, nochmal auf die Wählerliste. Dann wendet er seine leicht verzweifelte Miene zu mir: „Sie sind im falschen Wahllokal.“

Die Gesichtsfarbe meiner Frau wird noch einen Ton dunkler, ihre Mundwinkel pressen sich aufeinander.

„Schauen sie mal, ich habe hier einen Wahlschein. Mit diesem Schein kann ich in jedem Wahllokal im Wahlkreis wählen.“

„Ah dann stehen sie im Briefwahlverzeichnis.“ Ich reiche ihm meinen Wahlschein. Die Nummer darauf findet er auf seiner Liste wieder, es steht nur ein anderer Name daneben. Klar, auf seiner Liste sind die Briefwähler, die bei ihm im Bezirk gemeldet sind.

Die Wangenmuskeln meiner Frau treten deutlich hervor, ihre Kiefer beginnen zu mahlen.

Die Wahlhelfer bilden eine Gruppe und diskutieren heftig. Ich sitze vor ihnen, in der einen Hand den blauen Umschlag mit dem Wahlzettel darin, in der anderen Hand den roten Briefwahlumschlag. Den Wahlschein, auf dessen Rückseite ganz genau beschrieben steht, wie in diesem Fall zu verfahren ist, haben die Wahlhelfer.

„Auf der Rückseite vom Wahlschein…“, vorsichtig versuche ich mich bemerkbar zu machen. Doch die Wahlhelfer haben inzwischen einen Konsens gefunden.

Eine Dame erklärt mir selbstbewusst, wie das jetzt gemacht wird. Zuerst einmal unterzeichne ich das Briefwahlformular. Dann wird der Wahlumschlag mit dem Wahlzettel in den Briefwahlumschlag gepackt. Zusammen mit dem von mir unterzeichneten Briefwahlformular trägt die Dame dann den Briefwahlumschlag in das Wahllokal nebenan, bei dem ich im Wählerverzeichnis stehe.

Alle sind glücklich, eine Lösung gefunden zu haben, die der Wahlordnung nicht widerspricht und mit der ich barrierefrei wählen konnte.

Nur meine Frau sieht aus, als würde sie gleich platzen.

Ich freue mich schon auf die nächsten Wahlen. Irgendwann, da bin ich sicher, kann ich auch bei uns im Dorf barrierefrei wählen. Vielleicht sind die Leute hier rechtlich nicht so ausgefuchst wie in der Stadt. Aber sie finden eine Lösung. Nicht immer konventionell, nicht immer der leichte Weg. Man muss sie nur lassen.

Außerdem – ob barrierefrei oder nicht – wo bitte steht geschrieben, dass Demokratie keinen Spaß machen darf?

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Gib Gas, ich will Spaß

Jetzt habe ich so richtig Gas gegeben, um mein Leben wieder zu etwas zu machen, dass sich wenigstens im Ansatz so bezeichnen läßt: „Leben“.
Meine Kollegen akzeptieren mich als der, der ich bin. Die meisten kannten mich ja noch als Fußgänger.
Die Musik ist wieder ein Teil meines Lebens geworden, nicht mehr ganz so intensiv, aber wieder mit viel Spaß.
Ich engagiere mich in sozialen Themen, bei Mobil mit Behinderung habe ich das Gefühl, Gleichgesinnte zu treffen und etwas bewegen zu können.

Aber irgend etwas stimmt trotzdem nicht. Je mehr ich mich anstrenge, desto unzufriedener werde ich.
Je mehr ich mich darauf konzentriere, den Fehler zu finden, desto unkonzentrierter werde ich.

Mein Arzt hört sich das ein paar Minuten lang an, dann zieht ein Lächeln über sein Gesicht, nicht gerade begeistert. Er wirkt eher so, als wollte er sagen: „Da habe ich schon lange drauf gewartet.“

„Tja, mein Lieber, das hört sich nach einem klassischen Burn-Out-Syndrom an.“
Ich und Burn-Out, da lachen ja die Hühner!

Aber so ganz scheint er nicht nebendran zu liegen. Ich habe nämlich eins vergessen: Bei allem Spaß, aller Abenteuerlust, dieses neue Leben zu entdecken und zu gestalten.
Ab und zu muss man einfach mal vom Gas gehen, den Leerlauf rein machen und das genießen, was da am Fenster vorbei zieht.

Wie sagte Evelyn Hamman als Fräulein Wachtel in ‚Piratensender Powerplay? „In der Ruhe liegt die Kraft!“
Das scheint nicht nur ein Spruch zu sein, da ist was dran.

Na ja, eigentlich war meine Sammlung an Dingen, die die katholischen Radfahrer zum Absteigen zwingen, ziemlich komplett.

Dachte ich.

Wie sagt meine Schwester? „Wenn du schon mal denkst!“

Mal sehen, wie dieses Abenteuer sich anläßt, da bin ich mal gespannt…

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Schon wieder Behindertenparkplatz

Ich habe gerade festgestellt, dass ich schon fast ein Jahr nichts mehr gepostet habe.
Nicht, dass ich faul geworden wäre, ganz im Geigentul. Nur mein eigener Blog, den habe ich sträflich vernachlässigt.

Hier, in der MMB-Kolumne, da poste ich viel und gerne. Diese Geschichte, das ist mal wieder etwas für meinen persönlichen Blog.
Worum geht’s? Logisch – immer noch um das leidige Thema.
Diesmal aber zur Abwechslung um meinen persönlichen Behindertenparkplatz.
Den hat mir die Stadt eingerichtet, direkt vor dem Arbeitsplatz.

Ab und zu steht da jemand drauf, der irgendwie die Schilder nicht lesen kann oder einfach nicht denkt.
Normalerweise kümmert sich die Stadt, Abteilung ruhender Verkehr darum, dass ich dort störungsfrei parken kann.
Wenn nicht, dann rufen meine Kolleginnen auch schon mal bei der Polizei an.

Dieser Tage wars mal wieder so weit. Steht da doch so ne Pappnase – und dann auch noch gegen die Fahrtrichtung. Ich habe mich erst mal in die Lieferanteneinfahrt gestellt. Ärgerlich ist das schon, schließlich dauert es eine viertel Stunde, bis ich ins Auto eingestiegen und vom Rollstuhl auf den Fahrersitz transferiert bin. Dann zwei Minuten umparken und ne viertel Stunde wieder raus. Das Ganze bei einer viertel Stunde Frühstückspause. Rechnen könnt ihr selber. Meine Pause ist dadurch auch noch versaut. Aber das sehen diese Blindfische ja nicht.

Also ruft meine Kollegin beim Polizeirevier an. Sehr zu ihrem Erstaunen hört sie, dass die „da nicht zuständig“ sind.
Leicht verblüfft lässt sie aber nicht locker, schließlich blockiere ich die Lieferantenzufahrt, die gleichzeitig Feuerwehrzufahrt ist.
Brummig gibt man ihr zur Antwort, da sei jetzt keine Zeit für, aber man würde sich bei Gelegenheit drum kümmern.
Nachdem bis zur Frühstückspause nichts passiert ist, ruft sie nochmal an. „Alles in Ordnung„, gibt man ihr zur Antwort. Sie schaut aus dem Fenster, der Parkplatz ist immer noch blockiert. Also fragt sie nochmal nach.
Alles OK, ein Streifenwagen war da und hat den Falschparker gebührenpflichtig verwarnt.“
Meiner Kollegin bleibt die Spucke weg, dann wird sie energisch. Kurz vor der Mittagspause, mein Auto steht immer noch in der Feuerwehrzufahrt, teilt man ihr mit, man habe den Parksünder kontaktiert und er würde sein Fahrzeug wegfahren.
Später am Tag trifft ein anderer Kollege zufällig in der Straße eine Politesse. Die hat schon festgestellt, dass da ein Knöllchen hängt und wundert sich. Schließlich ist ihr auch aufgefallen, dass mein Auto in der Feuerwehrzufahrt steht. Zum Glück kennt sie meine Kiste und denkt mit, was wiederum mir einiges erspart.

Mein Kollege hat die ganze Aktion mitbekommen und spricht die Politesse an. Die hat schon ihr Handy in der Hand und ruft ihren Chef an. Dem habe ich in der Mittagspause den Anrufbeantworter zugetextet.

20 Minuten, bevor ich Feierabend habe, wird mein Parkplatz freigeschleppt.

Immerhin…

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Behinderten- und andere Parkplätze

Behindertenparkplätze sind leicht zu erkennen. Das sind die Stellen, an denen am Samstag der Gemüsehändler seinen Stand hat, am Freitag der Fischhändler und Dienstags steht dort der Brathähnchenwagen.
Ein blaues Schild mit einem weißen „P“ unter dem ein weißes Schild mit einem schwarzen Rollstuhl angebracht ist, sind hervorragend dazu geeignet, die Werbung des jeweiligen Händlers daran aufzuhängen.
Sollte dort einmal kein fliegender Händler stehen, dann freuen sich die Vertriebsleute, dass sie ihre Musterkoffer nicht so weit tragen müssen, die sie doch ziemlich behindern.
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