Behinderten- und andere Parkplätze

Behindertenparkplätze sind leicht zu erkennen. Das sind die Stellen, an denen am Samstag der Gemüsehändler seinen Stand hat, am Freitag der Fischhändler und Dienstags steht dort der Brathähnchenwagen.
Ein blaues Schild mit einem weißen „P“ unter dem ein weißes Schild mit einem schwarzen Rollstuhl angebracht ist, sind hervorragend dazu geeignet, die Werbung des jeweiligen Händlers daran aufzuhängen.
Sollte dort einmal kein fliegender Händler stehen, dann freuen sich die Vertriebsleute, dass sie ihre Musterkoffer nicht so weit tragen müssen, die sie doch ziemlich behindern.
Junge Mütter oder Väter stehen auch gerne dort. Der Mutter und Kind Parkplatz ist einfach zu weit weg und der Frauenparkplatz von dunklen Limousinen zugestellt.
Mit einer Hand den Kinderwagen schieben, mit der anderen den Einkaufswagen voller Windelpakete – ich kann’s ja verstehen, aber bitte, wo parken denn wir Behinderte?
Könnte mir als Mann übrigens mal jemand den Unterschied zuwischen einem Mutter und Kind Parkplatz und einem Frauenparkplatz erklären?
Ich meine, eine Mutter mit Kind, mehr Frau geht doch schon gar nicht ?
Ich kenne eine behinderte Mutter, also Frau – mit Kind – Rollstuhlfahrerin, wo parkt die denn jetzt?

In unseren Nachbarländern hat man Behindertenparkplätze kurzerhand tief blau gestrichen. Jeder, der dort aussteigt, muss erst einmal eine große blaue Fläche überqueren, von 1000 Augen beobachtet.
Ein nicht ungeschickter psychologischer Schachzug, der sogar funktioniert. Meistens. Wir fahren ab und zu in den Elsaß.
Da beobachte ich manchmal Menschen, die aus Fahrzeugen mit (überwiegend) deutschen Kennzeichen aussteigen.
Stark hinkend schleppen sie sich über die blaue Fläche, um dann direkt im Eingang des Großmarktes eine Spontanheilung zu erfahren.
Ganz undramatisch, ohne irgendwelche Rituale, kaum haben sie den Eingang passiert, schon strafft sich ihre Haltung und der Schritt festigt sich.
Da fragt man sich allen Ernstes, warum immer noch so viele nach Lourdes pilgern.

In USA hat man sich für ein knalliges Gelb mit einem aufgemalten Rollstuhl entschieden. In diesen riesigen Einkaufszentren steht oft mitten auf dem Parkplatz ein richtiger kleiner Wachtturm.
Steht nun ein Fahrzeug auf einer gelben Fläche, schickt der Wächter auf dem Turm über Funk einen Helfer dorthin. Der hat zwei Aufgaben.
Ist das parkende Fahrzeug als Behindertenfahrzeug gekennzeichnet und benötigt der Parkende Hilfe beim Aussteigen, dann steht ein freudlicher Helfer zur Verfügung.
Hat das Fahrzeug keinen offiziellen Aufkleber oder Ausweis, dann winkt der Helfer fröhlich zum Turm hinüber.
Wie durch Zauberei erscheint ein Abschleppwagen und das Auto hängt am Haken, kaum dass der Fahrer im nächsten Laden verschwunden ist.
Die Menschen wissen, parkst du als nicht Behinderter auf einer gelben Fläche, ist das Auto weg.
Auch nicht schlecht, funktioniert sogar noch besser, als bei den Franzosen.

Unsere Städteplaner haben jetzt auch etwas entdeckt, preiswert, psychologisch wirksam und effizient – Rasengittersteine.
Ursprünglich waren die mal für Feuerwehrzufahrten oder Behelfsparkplätze gedacht, also Grünflächen, die nur gelegentlich ein Auto aushalten müssen.
Immer öfter komme ich an Behindertenparkplätze, die mit Rasengittersteinen angelegt sind.
Mit High-Heels beispielsweise ist ein Aussteigen dort undenkbar. Kein schlechter Ansatz, Rollstuhlfahrer sind nur ganz selten mit High-Heels unterwegs.
Nur – mit 6-Zoll Lenkrädern ist derselbe Effekt erreicht. Auch die Spitze einer Gehhilfe verklemmt sich gerne mal in den Fugen zwischen den Steinen.
Schön sieht es auch, wenn jemand mit Rollator über die Rasengittersteine fährt, erinnert ein wenig an Presslufthammer-Bernhard.

War das nicht Torfrock? In den Achtzigern? Preßlufthammer B-B-B-B-B-B-Bernhard.
Rapadazong, rapadazong, weg ist der Balkon – dong!

Oder die 4-Zoll Lenkräder mit den lustigen Leuchtdioden? Gerade jetzt in der ewigen Dämmerung sind die eine Super Sache in passiver Sicherheit.
Einmal über Rasengittersteine gefahren und man weiß, warum Kukident Marktführer ist.

Liebe Städteplaner, Architekten, Rathaus-Renovierer,
diese Rasengittersteine mögen vielleicht schön aussehen, vielleicht sogar Damen mit hohen Absätzen davon abhalten, die Behindertenparkplätze zu missbrauchen.
Für Menschen, die nicht besonders gut zu Fuss sind, sind diese Parkplätze eine einzige große Stolperfalle.
Eine kräftige Portion blaue Farbe auf einem ganz normalen Straßenbelag, dazu noch ein Topf weiße Farbe für ein großes Rollstuhlsymbol – Bitte denkt über diesen preiswerten Lösungsansatz doch einmal genauer nach.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar