Ab wann ist ein Mensch ein Mensch?

Ich bin ja durch nicht allzu viel zu erschüttern, aber heute bin ich über eine Seite gestolpert, die mich doch nachdenken lässt.
Da schrieb jemand über Sternenkinder.
Was sind Sternenkinder?
Da sind Kinder, die bei der Geburt sterben .
Sollten sie weniger als 500 Gramm wiegen, dann gelten sie nicht als Personen und werden nicht ins Personenstandsregister eingetragen.

Diesen Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Wie zynisch kann man eigentlich dem Leben gegenüber stehen?

Die Diskussionen zum Thema Abtreibung vor einigen Jahren, da kann ich mich noch gut dran erinnern.
Nach Auffassung der Kirche gilt ein Mensch als Mensch, sobald die erste Zellteilung stattgefunden hat.
Bisher dachte ich, nach Auffassung des Gesetzgebers ist das nach 3 Monaten, danach jedenfalls sind Abtreibungen strafbar.
Egal, wie man jetzt darüber denkt, alle, die damals diskutiert haben, waren sich einig, dass man über Menschen oder werdende Menschen spricht.

Da trägt eine Frau Monate lang ein Kind unterm Herzen, spürt, wie es wächst, sich bewegt.

Viele von uns haben das erlebt, als Mutter oder als Vater.
Du freust Dich, richtest vielleicht ein Kinderzimmer ein.
Abends sitzt ihr zusammen, überlegt euch Namen.
Die Ultraschallbilder werden vielleicht sogar schon ins erste Album geklebt.
Dann kommt das Kind zur Welt, zu früh, zu leicht, atmet nicht – ein Schock!

Der Gang zum Standesamt, den Namen eintragen lassen, damit wenigstens die Erinnerung bleibt.
Dann erklärt jemand irgendetwas von einem Paragrafen 29 der Ausführungsverordnung zum Personenstandsgesetz.

Dieser Mensch hat nie existiert, kann vielleicht noch nicht einmal auf dem Friedhof begraben werden. Dazu muss man nämlich verstorben oder tot sein. Um als verstorben oder tot zu gelten muss man aber laut Gesetzgeber mindestens 500 Gramm wiegen.

Ausführungsverordnung zum Personenstandsgesetz?

Müssen wir eigentlich alles regulieren?

Moses kam mit 10 Geboten vom Berg Sinai herunter und es hat über Jahrhunderte relativ gut funktioniert.

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Hut ab!

Drei Leute habe ich getroffen, die mit dem Rollstuhl von Marburg nach Marseille fahren. Im wahrsten Sinne des Wortes abgefahren, oder?

Die sind sowas von symphatisch, ich hoffe, dass sie ihr Ziel erreichen. Durch ihre natürliche, offene Art kann man ihnen auch nichts abschlagen. In Mainz hatten sie Promleme, ein Quartier für sich und ihre Begleiter zu finden. Kurzerhand haben sie Kurt Beck angerufen, der ihnen erlaubt hat, in der Staatskanzlei zu übernachten.

Wen’s interessiert:
Rollitour 2009

Schön ist, dass wir sogar ein gemeinsames Motto haben:

Keep on Rolling!

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Sind die schnell!

Heute bekam ich einen sehr „netten“ Anruf. Mit ausgesucht höflichen Worten bat man mich,  den Beitrag über das ägyptische Hotel zu entfernen.
Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich den Namen des betreffenden Hotels unkenntlich mache.

Nicht, dass jemand auf die Idee kommt,  den englischen Eintrag auf der deutschen Homepage in eine Suchmaschine einzugeben…

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Behinderte sind nicht erwünscht

Das hat mich fast aus dem Stuhl gehauen!

Vor ein paar Tagen saß ich mit ein paar anderen Rollstuhlfahrern zusammen. Thema u.a.: Wie geht man mit  Situationen um, die uns besonders behindern. Kennen wir alle, Behindertenparplätze zugestellt, im Laden übersehen werden, usw.

Sagt einer: „Stellt Euch vor, ich habe im Sh****** M****** Resort in El Gouna in Ägypten einen Urlaub gebucht. Im Prospekt sind Zimmer mit befahrbarer Dusche, das ganze ist barrierefrei, die Rezeptionistin sprach gut deutsch, der erste richtige Urlaub seit dem Unfall vor sieben Jahren.
Ein paar Tage später bekomme ich Nachricht, es gäbe Probleme mit der Dusche. Das Reisebüro fragt nach und bekommt keine richtige Antwort. Ein paar Tage später kommt ein Brief, in dem steht:

Behinderte sind in unserem Hotel nicht erwünscht.‘
Was macht man da?“

Ich hab ja sonst immer einen lockeren Spruch drauf, aber bei soviel Frechheit ist mir glatt die Spucke weg geblieben.

Bah, sogar jetzt beim Schreiben geht mir schon wieder der Hut hoch.

Ich habe ja in meiner noch nicht allzu langen Rollstuhlfahrerkarriere auch schon so einiges erlebt, aber das ist schon frech? Dreist? Unverschämt?

Ich glaube, für so etwas kennt die deutsche Sprache keinen passenden Ausdruck.
Doch, dumm ist der passende Ausdruck. Das spricht sich herum, nicht nur unter uns Behinderten.
Wenn mir das passiert wäre, ich hätte den Brief kopiert und an alle Tageszeitungen geschickt.

Der dortige Touristikverband freut sich über solche Schreiben ganz besonders.

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Das ist ja lustig, auf der deutschen Homepage des Hotels steht ziemlich versteckt unter „sonstige Ankündigungen“ der (englische) Zusatz:

No Disability Accesible Rooms Available

Please note that the Sh****** M****** Resort El Gouna does not offer disability/wheelchair accessible guest rooms.

Darunter steht, wieder in deutsch: Haustiere sind nicht erlaubt. Nur Blindenhunde sind erlaubt.

Für wen den bitte? Ach so, Blinde ja eigentlich gar keine richtigen Behinderten.
(Für die ganz genauen: Das scheint die Meinung des Hotels zu sein, NICHT MEINE!!!)

Hat da vielleicht jemand schnell noch was nachgeflickt?

Man sollte dem Hotelmanager vielleicht sagen, dass man Feuer nicht mit Benzin löschen kann…

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Mucke? Richtige Mucke!

Ich bin jetzt noch total aufgedreht, war das ein Knaller.
Da kommen so zwei trockene Schwaben in die Pfalz, schnappen sich jeder ne Akustikgitarre und brennen ein Feuerwerk ab, das sich gewaschen hat.
Wie man auf ner Zwölfsaitigen solche Soli spielt, hab ich noch nie gesehen und ich glaube, ich habe in meinem Leben schon ne Menge guter Mucke gehört und gesehen. Stellenweise habe ich mit offenem Mund da gesessen und sogar fast vergessen, zu klatschen.

So selbstverständlich einen ganzen Abend regelrecht herumzualbern und dabei ganz nebenbei eine absolut professionelle Leistung abzuliefern, das ist schon ganz großes Kino.

Klar, dass ich für so ein Event auch gerne ein bisschen die Werbetrommel rühre, speziell, wenn ich mit einem aus der Truppe selbst schon gespielt habe. Schade, viele haben sich bei mir gemeldet, dass sie gerne kommen würden, und blieben dann einfach weg. Selbst Schuld, ihr habt echt was verpasst!

Unsere Ecke hat richtig gute Musiker und bei unseren Sessions, da haben wir so manches Sahnestückchen gesehen, gehört und natürlich auch gespielt. Aber gestern, da wurde uns vorgeführt, was da sonst noch alles geht.

Ein langer und ein kleiner, jeder mit ner Klampfe, da kommen einem sofort zwei andere in den Sinn, die vor ein paar Jahren damit ein paar Millionen gemacht haben. Wer die mal live gesehen hat, weiß warum.

Die Jungs, die können da nicht nur mithalten, die setzen noch einen drauf. Das ist ganz großes Entertainment. Diese Kombination aus Natürlichkeit und Perfektion, gepaart mit Humor und einer ausgelassenen Spielfreude, das ist definitiv erste Liga.

Obwohl – so gerne ich ihnen zuhöre, ich freu mich drauf, mal wieder bei einem Jam auf den einen oder oder anderen zu treffen.

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Schön wars

Manchmal, wenn wir nach einem Gig fertig abgebaut haben, da denke ich an die wilde Zeit zurück. Die Zeit, wo man nach dem Auftritt noch mal die Kuh fliegen ließ. In der Garderobe unter der Dusche von jemand aus der Zielgruppe einseifen lassen, gerne auch gegenseitig.

Oder das gemeinsame Bier nach dem Auftritt im Hotel bei einem auf dem Zimmer, das für einen solchen Ansturm gar nicht gedacht war. Die Band spielt zusammen, die Band feiert zusammen.
Da hat so ein Hotelzimmer auch schon mal leicht gelitten. Nein, verwüstet haben wir sie nicht, aber ne Teppichreinigung war gelegentlich fällig.

Aids, das war eine Aufschrift auf dem Vokabelheft. Vocabulary Aids – Vokabelhilfe. Ja am Montag saß man wieder in der Schulbank oder in der Lehrwerkstatt. Aber jetzt ist Wochenende.

Die Welt, die kann warten – bis Montag. Schön wars, wild wars.

Sex and drugs and rock ’n roll, für uns war das nicht nur ein Songtitel, das war ein Glaubensbekenntnis.

Verantwortung, das war etwas für diese uralten, diese über 30 jährigen.
Wir wollten unseren Spaß haben, leben.
Wir haben die Kerze nicht nur an beiden Enden angesteckt, sondern auch noch in der Mitte.
NIcht alles können wir unseren KIndern und Enkeln erzählen, aber doch viel.

Vorbei, Geschichte.

Aber ich war dabei.

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Ein neues Bewusstsein?

Am Wochenende war ich auf einem Jahrmarkt. So ein richtiger Kleinstadt-Jahrmarkt mit Autoscooter, Karussell, den üblichen Verkaufsbuden.
So weit keine besondere Sache. Es war früher Nachmittag, nicht viel los, da kommt man mit dem Rollstuhl auch überall gut ran.

Ja – Rollstuhl ist ein prima Stichwort. An diesem Tag habe ich bestimmt 10 Rollstuhlfahrer getroffen. Letztes Jahr war es einer.
Wo waren die denn vorher? Das die alle im vergangenen Jahr erst im Rollstuhl gelandet sind, ist ziemlich unwahrscheinlich.
Zufall? Alle kamen gleichzeitig auf die Idee? Kokolores!
Vielleicht entwickelt sich ja doch endlich das Bewusstsein, dass Behinderte ganz normale Menschen sind. Menschen die vielleicht nicht oder nicht richtig laufen können. Oder nicht sehen, hören oder was auch immer.
Vielleicht werden Behinderte nicht mehr versteckt, wie früher.
Ein neues Bewusstsein, oder vielleicht „nur“ ein neues Verständnis?

Wär schon toll.

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Eigentlich ist so etwas Nötigung

Da habe ich ein Schild am Auto, Rollstuhlfahrer, bitte Platz zum Aussteigen lassen.
Ein gelber Plastikwimpel zum Ausklappen mit einem Rollstuhlsymbol ist kaum zu übersehen.
Dann parke ich so, dass rechts neben mir gerade noch genug Platz ist, um meinen Lift auszufahren. Ein Autofahrer, der sich da hinstellt, kriegt die Tür nicht mehr auf, um auszusteigen.
Da parkt man eben rückwärts ein, passt doch.

Und ich stehe da und weiß nicth, wie ich ins Auto komme.

Das ist nicht rücksichtslos, das ist einfach bloß unverschämt.

Ist das nicht sogar Nötigung?

Ich mach das anders, soll jeder sehen, wer so rücksichtslos ist:

Eine Frechheit

(zum Vergrößern anklicken)

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geowned

 Da sitzt einer auf einer Bank. Nichts besonderes. Er trägt modische Ketten an der Hose. Immer noch nichts allzu besonderes. Eine der Ketten verfängt sich in der Bank. OK. Zufällig hat jemand ne Kamera dabei. Und zufällig hat dieser Jemand einen Youtube-Account. Jetzt beginnt’s lustig zu werden. Dann stelle ich fest, dass ich die Person kenne. ***GRINS***

Netterweise haben ihn seine Freunde dann befreit.
Nachdem der Film im Kasten war

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Nur ein paar Worte

Mit Lob konnte ich früher nur schwer umgehen. Auch heute macht es mich noch manchmal ziemlich verlegen. Vor ein paar Tagen hatte ich eine ziemlich persönliche Mail in meinem Gästebuch. Eine junge Dame hat mein Buch gelesen. Das ist an und für sich nichts Besonderes. Diese hatte aber einen Unfall und brach sich einen Wirbel. Mit viel Glück und vermutlich einer kräftigen Portion ärztlichem Können blieb ihr der Rollstuhl erspart. Zwischen ihren Zeilen konnte man heraus lesen, dass sie meine Geschichte aus einem ganz anderen Blickwinkel gelesen hat.
Ich freue mich für jeden, der es aus dem Rollstuhl schafft, egal aus welchem Grund. Ich weiss nicht warum, aber diese kurze Mail hat in mir eine Saite zum Klingen gebracht, die ich in der letzten Zeit nicht mehr so oft gehört habe. Irgendwo hatte ich das Gefühl, da kennt Dich jemand, nein, das ist ncht richtig. Der Musiker würde her das Wort Resonanz wählen, Gleichklang. Der Esoteriker spräche wohl eher von Seelenverwandtschaft. Merkwürdig. Irgend etwas hatte dieser Fünfzeiler. Feedback bekomme ich häufig. Keine Ahnung, was das war, aber irgendetwas hat da geklingelt. Wer weiß, vielleicht läuft mir die Person mal über den Weg, dann werde ich es wissen. Oder auch nicht.

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