Von Behinderungen, Handicaps und Einschränkungen

Vorhin habe ich mich wieder aufgeregt. In einem Internet-Forum wollte man mal wieder Behinderten erklären, das Wort behindert sei etwas Schlechtes. Manche haben wegen ihrer Behinderung sowieso schon ein nicht besonders ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Wenn man denen noch die Minderwertigkeit einimpft, dann trauen sie sich nicht einmal mehr, auf dem Behindertenparkplatz zu parken. Sie haben ja bloß eine kleine Einschränkung.

So ein Quatsch! Das ist genauso ein Kokolores, wie Behinderte jetzt politisch korrekt als Menschen mit Behinderung zu bezeichnen.

Menschen mit Behinderung sind in erster Linie Menschen und erst dann behindert. Also warum muss denn dann so vehement auf dem Aspekt Mensch herumgetrampelt werden? Als was habt ihr uns denn bisher gesehen? Als Küchenstühle?

Ja, ich bin behindert. Und weiter? Ich bin gleichzeitig auch Brillenträger, hetero, Europäer, Mann, grauhaarig, Vater, Sohn – ach ja: und Mensch.
Nicht auch Mensch oder nur Mensch – einfach Mensch.

Ich muss auch nicht ständig in der Mitte der Gesellschaft stehen, wie das so viele verlangen. Da glotzen mich bloß alle an. Irgendwo zwischendrin ist vollkommen in Ordnung.

Und wenn 15-jährige Schulabbrecher das Wort behindert in negativem Kontext benutzen, dann geht mir das kilometerweit an dem Körperteil vorbei, mit dem ich mein sündhaft teures Sitzkissen plattdrücke. Im selben Kontext verwenden diese Versager auch die Worte erfolgreich, zielstrebig und wissensdurstig. Nein, ich glaube, letzteres verwenden die überhaupt nicht. Ist ihnen zu schwer, vong Sprache her.

Ja, ich bin behindert. Und wie das geht!

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