Was ist eigentlich ein Christ?

Jetzt zur Osterzeit ist wieder das Christentum in aller Munde. Doch was macht eigentlich einen Christen aus?
Ich selbst versuche, mein Leben nach christlichen Grundsätzen zu gestalten.
Doch was sind christliche Grundsätze? In die Sprache unserer Zeit übertragen, sind zumindest meine schnell formuliert.

  • Vertragt euch untereinander
  • Helft den Schwächeren
  • Bleibt bei der Wahrheit
  • Seht niemanden als besser oder geringer an
  • Respektiert die Meinung, die Unversehrtheit und das Eigentum der anderen – ungeachtet von Geschlecht, Hautfarbe, Sprache, Lebensmodell oder Glaube

Oder noch kürzer: Geht euch nicht auf den Sack!

Für mich ist der Atheist, der an einer Unfallstelle hält, um zu helfen, viel mehr Christ, als der Bischof, der sich für etliche Millionen eine schicke Residenz einrichtet.

Die zehn Gebote, die der Legende nach Moses auf dem Berg Sinai erhielt, sind kurz und knapp formuliert und nicht interpretierbar.

Du sollst nicht töten. Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut. Wer sich nicht ganz sicher ist, Tante Google kennt sie alle.

Daran ist nichts herumzudeuteln, das muss auch nicht diskutiert werden. Das ist klar und eindeutig. Diese Altmännerorganisation, bei der ein Mensch sogar mit der Interpretation dieser zehn Punkte promovieren oder habilitieren kann – hat die wirklich verstanden, worum es hier geht?

Nach demselben Prinzip wurde übrigens auch das deutsche Grundgesetz geschaffen.
Die Würde des Menschen ist unantastbar – nicht die Würde des weißhäutigen Menschen, die Würde des Mannes oder die Würde des deutsch sprechenden Menschen. Die Würde des Menschen  – aus und fertig. Da gibt es nichts zu interpretieren. Vielleicht sind deswegen solche Werke, wie das Bürgerliche Gesetzbuch, komplett disponibles Recht. Über 2300 Paragraphen, die sich einzeln durch Verträge aushebeln lassen. Und was steht drin? Du sollst deinen Nächsten nicht über den Tisch ziehen – nur ein klein wenig ausführlicher formuliert.

Ich habe die Illustration gewählt, wie ein Mensch, der als Gottes Sohn bezeichnet wird, einem anderen die Füße wäscht. In diesem Fall ist es Petrus, dem diese Dienstleistung zugute kommt. Gottes Sohn? Genau dieser sagte, wir alle sind Kinder Gottes, Töchter und Söhne.

Oder wie es Rabbi Jeschuah Ben Marryam sagte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Ob es den Menschen Jesus von Nazareth wirklich gab?

Wen interessiert’s?
Wichtig ist die Botschaft: „Vertragt euch und helft den Schwächeren.“

Ob wir nun Jahwe sagen, Jehova, Allah, Manitu, Hiawatha, Gaia, Universum, Schicksal oder einfach nur Gott – ist es nicht bemerkenswert, dass sich eine zentrale Kraft unabhängig von der Entstehung durch fast alle Glaubensgemeinschaften zieht?

Hab ich noch nicht gesehen, das ist nicht bewiesen, wer soll das sein? Das haben wir schon alle gehört. Wozu Beweise? Schließlich heißt es doch Glaube. Und wer daran glaubt, dass dort etwas sein könnte, benötigt keinen Beweis. Im Gegenteil – ist der Beweis erbracht, dann ist der Glaube obsolet.

Also, ich kann mir durchaus vorstellen, dass es dort draußen mehr gibt, als sich unsere Schulweisheit träumen lässt.

Bin ich deswegen ein Christ? Ein Glaubender? Ein Suchender?

Ich versuche, mich mit meinen Mitmenschen zu vertragen.
Ich versuche, Schwächeren nach meinen Möglichkeiten zu helfen.
Ich versuche, meine Nachbarn genauso zu respektieren, wie sie sind.
Ich versuche, meinen Mitmenschen so wenig, wie möglich auf den Sack zu gehen.

Ist es das, was einen Christen ausmacht?

Ich glaube, schon.

 

 

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