Die heimliche Diskriminierung

Quelle: Pixabay

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Als Kind habe ich gelernt, dass man(n) dem schwächeren Geschlecht gegenüber höflich gegenübertritt, die Tür aufhält, einfach generell den Beschützer gibt. Liest oder sieht man in den Medien Berichte über häusliche Gewalt, werden Männer als die prügelnden Rüpel dargestellt, während Frauen generell die misshandelten Opfer sind. Wie oft lesen wir von Gewalt gegen Frauen? Googelt man nach dem Thema häusliche Gewalt, dann sind fast alle Beiträge von diesem Bild geprägt. Eine Zeit lang habe ich gewitzelt: „Was ist denn mit den gequälten Männern?“
„Ach, die paar Weicheier fallen dich nicht ins Gewicht“, so die allgemeine Auffassung.

Bis ich durch Zufall auf eine Statistik der Kölner Polizei stieß, nach der jedes fünfte Opfer häuslicher Gewalt ein Mann ist. Sollte ich mit meiner Witzelei auf etwas gestoßen sein?

Also versuchte ich, herauszufinden, wie viele Frauenhäuser und wie viele Männerhäuser es in Deutschland gibt. Das Ergebnis war bemerkenswert: Über 400 Frauenhäusern bundesweit stehen 2 (zwei) Männerhäuser gegenüber. Kein Bedarf?

2005 veröffentlichte das Bundesfamilienministerium: „… Von körperlicher Gewalt in heterosexuellen Paarbeziehungen scheinen Männer zunächst – rein quantitativ – in annähernd gleichem Ausmaß wie Frauen betroffen zu sein …“
(http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/10-gewalthandlungen-und-gewaltbetroffenheit-von-frauen-und-maennern.html)

Dabei gleichen Frauen die geringere körperliche Stärke durch den Einsatz von Gewaltmitteln aus, fand der US-amerikanische Forscher Murray Straus, „die gefährlich sind oder auf Distanz einsetzbar sind.“

Dann stieß ich auf eine Statistik der Berliner Polizei, nach der die Geschlechteraufteilung bei Gewalt im privaten Umfeld ziemlich ausgeglichen ist.

Eine Gruppe von Studenten ließ ein Paar Stuntleute an öffentlichen Plätzen miteinander streiten. Mal war der Mann der Aggressor, mal hatte die Frau die Oberhand. Die Reaktion der Passanten war signifikant. Während der Mann sofort angegangen wurde, sobald er die Hand hob, erntete die Frau sogar Applaus für die Schläge, die sie verabreichte.

Mein Fazit: Gewalt im privaten Bereich lehne ich persönlich generell ab, Gewalt gegen Schwächere ganz besonders. Eins ist sicher: Frauen haben in dieser Hinsicht eine definitiv bessere Öffentlichkeitsarbeit.

Meine Frau und ich haben übrigens in über 30 Jahren bisher kein einziges Mal die Hand gegenüber dem anderen gehoben. Für uns gilt eine Regel: „Gehe nie im Streit zu Bett“. So manche Nacht haben wir durchdiskutiert und uns immer geeinigt. Vielleicht, weil wir dabei nach einer Lösung suchten und nie darauf bestanden, Recht behalten zu müssen.

Und wir sind ganz normale Leute, nichts Besonderes.

 

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