Ich fordere die Legalisierung der Hetero-Ehe

So langsam mache ich mir Gedanken. Zu meiner Schulzeit wurden Männer, die gemeinsam ihre Sexualität praktizierten, mit Gefängnis bestraft. In manchen Ländern gibt es heute noch drastischere Maßnahmen dagegen. Vielleicht möchten ja deswegen gewisse rechtspopulistische Strömungen nicht, dass die Einwohner gerade dieser Länder zu uns ziehen. Vielleicht sind diese so fremdenfeindlich wirkenden Zeitgenossen ja gar nicht xenophob. Vielleicht befürchten sie ja nur die exotischer aussehende Konkurrenz?

Doch ich schweife ab. Abschweifen – hihi … Entschuldigung!

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde die gleichgeschlechtliche Liebe straffrei. Das war kurz vor der Jahrtausendwende. Erst im Jahr 1994 strich der Bundestag den § 175 ersatzlos. Allerdings nur für Männer. Frauen konnten schon von jeher gleichgeschlechtliche Beziehungen führen, ohne, dass der Gesetzgeber einschritt. Das hatte zwar andere Gründe, aber dieser Teil der Gleichberechtigung wurde ganz dezent ausgeklammert. Gleiches Recht für (fast) alle!

Das war schon eine sonderbare Zeit. Teilten sich zwei Männer eine Wohnung, dann war der eine der Hauptmieter, der andere der Untermieter. Zogen zwei Frauen zusammen, dann teilten sich die Freundinnen die teure Miete. Aber auch das ist Geschichte.

Einige Jahre später wurde die eingetragene Lebenspartnerschaft geschaffen. Jetzt hatten gleichgeschlechtliche Paare die Möglichkeit, ihre Partnerschaft offiziell eintragen zu lassen, fast wie bei einer Ehe. Fast? Ja. Die Kirchen liefen natürlich Sturm dagegen. Und nicht nur die. Auch für die muslimischen Glaubensgemeinschaften war eine gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft undenkbar. Die jüdischen Gemeinden hielten sich heraus. Nur auf direkte Fragen ließen sie erkennen, dass sie ebenfalls nicht begeistert waren.

In diesem unseren Lande sind Kirche und Staat getrennt, zumindest rechtlich gesehen. Also schufen die Kommunen diese kleine Hintertür. Die deutschen Schwulen fanden es toll, lautstark unterstützt von den Lesben, die diese Chance auf echte Gleichberechtigung natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen wollten.

Nur bei einigen Gesetzen, die bisher auf die traditionellen Lebensmodelle aufbauten, kamen die Juristen nicht so ganz nach. Ein gleichgeschlechtliches Paar, das ein Kind adoptieren wollte, sah sich einigen Schwierigkeiten gegenüber. Technisch gesehen waren die Frauen mal wieder im Vorteil. Die Mutter, die ein Kind gebärt, hat alle Rechte und Pflichten und das ist auch richtig so.

Dass ein Kind für seine Entwicklung eine weibliche und eine männliche Bezugsperson benötigt, ist dabei meine ganz persönliche Meinung.

Aber zurück zum Thema. Ich habe ganz traditionell eine Frau geheiratet und sie mich – also wir uns. Politisch korrekt gingen eine MenschIn weiblichen Geschlechts und eine Person männlichen Geschlechts gemeinsam den Bund der Ehe ein.

Und dann habe ich noch eine – jetzt lasse ich das ganze korrekte Brimborium weg, das wird mir zu doof.

Jedenfalls fand das sehr zum Missvergnügen des katholischen Kleinstadt-Pfarrers statt, der sich zunächst weigerte, ein aus dieser Sünde entstehendes Kind zu taufen. Dass die erste Ehe von einem weltlichen Gericht vorher ordnungsgemäß geschieden wurde, hat den guten Mann weniger interessiert. Aber auch dieses Problem konnte traditionell gelöst werden.

Inzwischen wird verlangt, dass die eingetragene Lebenspartnerschaft der Ehe nicht nur komplett gleichgestellt werden soll, sondern dass gleichgeschlechtliche Paare eine Ehe mit allen Konsequenzen eingehen können. Also ich hätte die Lebenspartnerschaft einfach so aufgewertet, dass sie faktisch der Trauung gleichgestellt ist. Wenn zwei Menschen sich lieben, dann sollen sie auch heiraten dürfen, egal, welche Überschrift auf dem Zettel steht. Alles andere wirft nur unnötige Diskussionen auf. Die Religionsgemeinschaften werden noch ein paar hundert Jahre brauchen, um diese fette Kröte zu schlucken. Und wenn rechtlich die verschiedenen Lebensmodelle gleich gestellt sind, dann ist die ganze Diskussion bloß verschwendete Energie. Die Traditionalisten haben die Institution Ehe gerettet, die Progressiven haben die ersehnte Gleichberechtigung – endlich auch für alle Geschlechter. Und alle sind glücklich. Sogar die Familienrichter. Und auch für die Anwälte tun sich neue Einkommensquellen auf.

Und – wer weiß? Vielleicht können ja in dem alternativen Modell noch weitere Formen des Zusammenlebens definiert werden?

Solange mein traditionelles, heterosexuelles Lebensmodell weiter Bestand haben darf, bleibe ich tolerant. Und bevor die Homo-Ehe Pflicht wird, wandere ich aus.

Irland soll ja sehr schön sein …

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