Ostern – meine ganz persönliche Definition von Wiedergeburt

Ostern, nach dem christlichen Glauben feiern wir die Auferstehung Jesu.
Aber Ostern ist noch viel mehr. Der Winter, das Synonym für den Tod, wird vom neu entstehenden Leben abgelöst, dem Frühling. Ostern ist genauso ein Bild für den ewigen Kreislauf des Lebens, ganz unreligiös und doch alle Religionen einschließend.

Wiedergeburt

Foto: CO0 Public Domain

Aber den Tod zu besiegen, wieder aufzuerstehen, das kann noch viel weiter gehen: Das Leben, wie man es bisher kannte wurde, vielleicht durch einen Unfall, umgekrempelt, ja – beendet. Jetzt steht da ein Rollstuhl vor dem Bett. Das, was man als Leben kannte, ist zu Ende, wird nie wieder so sein, wie früher.

Und genau hier kann uns das, was hinter dem Symbol Ostern steht, aus dem Dunkel führen. Das Leben, das wir bisher kannten, das ist zu Ende. Ja, wir haben einen Teil unserer Fähigkeiten verloren. Da nutzt auch kein Trotz und kein Jammer. Dieses alte Leben ist unwiederbringlich weg. Aus, vorbei, Vergangenheit, Geschichte.

Aber ein neues Leben beginnt. Völlig neue Perspektiven tun sich auf. Das Einzige, das wir zu tun haben, ist dieses Leben zu sehen, zu erkennen. Die Behinderung zu akzeptieren, dieses neue Leben anzunehmen, wird nicht leicht sein. Ja und?

Leicht können andere auch. Wir haben vielleicht einen Teil unserer Fähigkeiten verloren. Wir sind jetzt behindert. Da ist es, dieses böse Wort. Behindert. Aber was sagt dieses Wort denn aus? Nichts anderes, als dass wir nicht mehr all das können, wozu wir einmal fähig waren. Dafür haben wir die Chance, andere Talente zu entdecken. Und glaubt mir, diese Talente sind da.

Hätte man David Lebuser vor einigen Jahren gesagt, er würde Weltmeister im Rollstuhl-Skaten, er hätte vermutlich gefragt: „In was, bitte?“

Anastasia Umrik hat bestimmt auch nicht davon geträumt, eine Frauenbewegung zu initiieren, die die Frau hinter der Behinderung als das zeigt, was sie ist. Verführerisch, schön und unglaublich selbstbewusst. In einem Wort: Frau.
Dass sie so ganz „nebenbei“ noch mit einem eigenen Modelabel durchstartet, dass ist harte Arbeit. Aber wo steht denn geschrieben, dass Behinderte nicht hart arbeiten dürfen, um ihre Träume zu realisieren.

Und Manfred Sauer hat bestimmt auch nicht daran gedacht, dass ihn eine Behinderung einmal zu einem der größten Arbeitgeber seiner Region macht, als er sein Studium in England begann.

Ich selbst habe durch meine erworbene Querschnittlähmung eine völlig neue Perspektive auf das Leben bekommen. Ein Leben, das als gehender Mensch auch nicht uninteressant war. Ich habe gelernt, dass jeder Tag seine eigene Faszination hat. Und ich habe für ein Wort in meinem Wörterbuch keine Verwendung mehr. Das Wort heißt Langeweile.

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