Ich bin nur ein kleiner Blogger und Kolumnenschreiber, kein studierter Journalist. Was sich aber einige der Leute, die ich kaum wage, Kollegen zu nennen, gerade erlauben, lässt mich an der Definition von dem zweifeln, was man mir als guten Journalismus vermittelt hat.
Ein Flugzeug mit 150 Menschen an Bord verunglückt, wobei alle Insassen sterben. Wir alle haben schon geliebte Menschen verloren. In diesen Momenten möchte man nur eins: Der Trauer Raum geben. Gemeinsam mit anderen Betroffenen oder alleine. Das aber ist für die Angehörigen der Opfer nicht nur unmöglich, sondern der Beginn eines unbeschreiblichen Traumas. Gleichgültig, wohin sie sehen oder hören – in allen Medien werden ihre seelischen Wunden ständig aufs Neue aufgerissen.
Noch bevor sie erfahren, ob ihre Angehörigen an Bord der Unglücksmaschine waren, spekulieren so genannte Sachverständige darüber, was in den Menschen an Bord beim Absturz vorgegangen sein mag.
Verschwörungstheoretiker jeglicher Provenienz versuchen in den sozialen Medien, sich mit den krudesten Vermutungen zu profilieren. Andere nehmen die Tragödie zum Anlass, das Luftfahrtunternehmen, die Regierung, die Luftfahrt im Allgemeinen in zum Teil beleidigender Weise zu diffamieren.
Jedes noch so kleine Gerücht wird genüsslich breitgetreten, zerpflückt, nur um kurze Zeit später ins Gegenteil verdreht zu werden.
Unsere Medien leben von den Werbeeinnahmen. Das, was hier momentan geschieht, lässt sich nicht mehr mit dem Interesse an höheren Umsätzen erklären. Das ist Sensationsmache der alleruntersten Schublade. Hier wird ganz bewusst mit den niederen Instinkten der Menschen gespielt.
Mir hat man vermittelt, dass seriöse Berichterstattung nicht spekuliert, sondern bewiesene Tatsachen interpretationsfrei vermittelt. Der Schutz möglicherweise unschuldig Betroffener hat dabei absoluten Vorrang vor Auflage oder Quote.
Nein, ich bin kein ausgebildeter Journalist. Daran ändern auch die paar Artikel und Moderationen nichts, die ich abgeliefert habe. Dadurch habe ich mich immer ein bisschen als Schreiberling zweiter Klasse gefühlt.
Heute bin ich fast froh darum. Die Pressefreiheit darf keine Ausrede für diese Art der Berichterstattung sein.
Als Mensch teile ich mit, dass ich mit den Angehörigen aller, die bei diesem Unglück zu Tode gekommen sind, aus tiefstem Herzen mit trauere. Aus Respekt vor dem Leid der Angehörigen wird dies mein einziges Statement dazu bleiben.