… Ehrlichkeit im Alltag

Als ich für meine Pflegestufe begutachtet werden sollte, sagten alle, ich solle mich ins Bett legen und überhaupt nichts können. Ich weigere mich, dieses Spiel mit den kleinen Lügen im Alltag witer mit zu spielen. Die Gutachterin ging natürlich davon aus, daß ihr einer vorgemacht wird und so wurde ich viel zu niedrig eingestuft. Gut, dann muß ich das eben korrigieren lassen, gegebenenfalls gerichtlich. Das ist ein gutes Beispiel, wie unser Alltag inzwischen funktioniert. Warum muß ich denn der Bedienung ein Trinkgeld geben, wenn ich total unfreundlich bedient wurde. Privat geht es doch auch. Wenn ich sage: „Du siehst toll in dem Kleid aus“ dann meine ich das auch. Und ich meine nicht: „Grün ist, glaube ich, nicht unbedingt Deine Farbe“.
Herr Wachtmeister, ich will nur schnell jemand aussteigen lassen. Und unter dem Fenster liegen schon 5 Kippen.
Mensch, Du hast Dich überhaupt nicht verändert. Toll. Du hast noch das selbe Lachen, die selbe Frisur, die selbe Frau, was auch immer, ist nicht nur ehrlicher, es klingt auch viel charmanter. Authentisch. Weil ich damit meinem Gegenüber zeige, daß ich ihn ernst nehme, nicht nur eingeübte Geräusche produziere, um eine eventuelle Verlegenheit zu überspielen. Die vielleicht sogar erst durch die erste kleine Unwahrheit entstand.
Klar, für mich ist das einfach, weil ich durch meinen Unfall die Chance bekam, mich neu zu definieren. Aber das gilt nur für den ersten Schritt. Das Ganze durchzuhalten, das ist das eigenlich Schwere. Für jeden. Aber einer muß einfach damit anfangen.

Der Mann, der den Berg abtrug, war der erste, der anfing kleine Steine wegzuräumen, hab ich mal irgendwo gelesen.
So langsam komme ich dahinter, was damit gemeint ist.

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